Die Entstehung von Trauma ist eng mit unseren biologischen Reaktionen auf Gefahr verbunden, die tief in unserem evolutionären Erbe verankert sind und darauf abzielen, unser Überleben zu sichern. Diese Reaktionen, wie Flucht, Angriff und Erstarrung, werden als „Fight-or-flight“-Reaktion bezeichnet und sind ein natürlicher Mechanismus, der in Stresssituationen aktiviert wird, um unsere körperliche und geistige Anpassungsfähigkeit zu maximieren.
Ein Beispiel verdeutlicht diesen Prozess: Stell dir vor, du machst einen Spaziergang im Wald und hörst plötzlich ein Geräusch. Dein Körper reagiert sofort mit einem Schreckreflex und richtet seine Aufmerksamkeit auf die potenzielle Gefahr. Gleichzeitig werden über die Stressachse des Gehirns Hormone wie Adrenalin ausgeschüttet, um Energie bereitzustellen und die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern.
Im Falle einer realen Bedrohung, wie z. B. einem Bärenangriff, übernimmt das Stammhirn, der älteste Teil unseres Gehirns, die Kontrolle über unsere Reaktionen. Möglicherweise entscheidet es sich für Flucht oder Erstarrung, je nach Einschätzung der Situation und der Erfahrungen des Individuums.
Die Erstarrungsreaktion, die oft mit einer Dissoziation einhergeht, kann dazu führen, dass sich der Geist vom Körper trennt und das Ereignis als unreal oder verlangsamt wahrgenommen wird. Diese Reaktionen haben evolutionär gesehen Sinn, können aber langfristig zu posttraumatischen Symptomen führen.
Obwohl diese Reaktionen in der modernen Welt manchmal als überholt erscheinen mögen, sind sie nach wie vor unsere primären Mechanismen zur Bewältigung von Stress und Gefahr. Die häufige Aktivierung dieser Mechanismen in unserer heutigen Umgebung birgt jedoch Herausforderungen für unsere psychische und körperliche Gesundheit.
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