Posttraumatische Belastungsstörungen nach toxischen Beziehungen
Das Phänomen toxischer Beziehungen wird erst seit einigen Jahren genauer in der Psychologie, Therapie und Traumabewältigung untersucht. Lange Zeit wurden die möglichen Auswirkungen einer solchen Beziehung, die von emotionalem Missbrauch oder sogar durch emotionale Gewalt gekennzeichnet ist, unterschätzt. Unser Ziel ist die Aufklärung über eine mögliche posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) während oder nach einer solchen Beziehung.
Was sind posttraumatische Belastungsstörungen?
Diese „Störungen“ beziehungsweise Beeinträchtigungen sind psychischer Art, die sich aber auch in körperlich Symptomen wie Schlafstörungen oder chronischer Erschöpfung äußern können. PTBS ist die Reaktion des menschlichen Gehirns auf traumatische Erlebnisse, also Situationen oder Handlungen, die das eigene Wohlergehen oder die Sicherheit von Leib und Seele grundlegend bedrohen. Durch die durchlebten Gefühle in Form von Todesangst, Resignation oder längerfristiger Verzweiflung ist es dem Körper nicht möglich, in den normalen Bewältigungsprozess einzutreten. Deshalb kommt es bei PTBS-Betroffenen zu immer wiederkehrenden Erinnerungen, wie zum Beispiel realen Flashbacks in einer Alltagssituation oder regelmäßigen Gedächtnislücken (partielle Amnesie).
Oft treten diese Belastungsstörungen als Reaktion auf extreme körperliche oder sexuelle Gewalt, Naturkatastrophen oder Krieg auf. Die Schwere des Traumas sowie der daraus resultierenden Beeinträchtigungen hängt von der jeweiligen Person und ihrer Umwelt ab.
Wie können posttraumatische Belastungsstörungen erkannt werden?
Es gibt typische Trauma Symptome, die nach entsprechenden Erfahrungen auftreten und das Leben der Betroffenen prägen. Das schließt auch tiefgehende charakterliche Veränderungen, die das ganze Verhalten der Person prägen, mit ein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- regelmäßige Albträume, die rund um das erlebte Trauma kreisen und ein Gefühl der Lähmung zurücklassen
- Panikattacken im Alltag bei bestimmten Situationen, die durch einen Trigger (auslösender Impuls) hervorgerufen werden
- chronische Schlafstörungen
- erhöhte Reizbarkeit und dadurch verändertes Konfliktverhalten
- Depressionen sowie depressive Verstimmungen
- langsames Verschwinden von Vorlieben, Interessen und Bindungen an andere Personen
- Abhängigkeitserkrankungen wie Drogen- oder Alkoholsucht
Warum sind diese Belastungsstörungen nach toxischen Beziehungen so häufig?
Für eine toxische Beziehung sind mehrere Faktoren charakteristisch, die langfristig ein Trauma und damit die PTBS auslösen können. Oft berichten Betroffene von folgenden Muster in ihrer Beziehung:
- ein intensives Auf und Ab der Gefühle, was durch den Partner bewusst gefördert wird
- eine aktive Sabotage des Selbstbewusstseins, um Abhängigkeiten zu schaffen die
- die Herauslösung aus dem bislang stabilen sozialen Umfeld (Freunde, Familie)
- Bestrafungen oder Sanktionen durch den Partner, etwa bei Diskussionen oder nicht-erwünschtem Verhalten
- Bestrafung durch Liebesentzug und kurzzeitige Abnabelung beziehungsweise Isolation von dem Partner
Diese Verhaltensweisen durch den als destruktiv bezeichneten Partner stellen in der Summe emotionale Gewalt dar, die in der Psyche des anderen Partners tiefe Spuren hinterlässt. Durch den unbedingten Wunsch, die Beziehung zu erhalten und dafür die eigenen Verhaltensweisen zu ändern, entsteht eine Situation des permanentes Stresses. Intuitive Handlungen wie spontanes Lachen, Konfliktverhalten oder Diskussionen müssen stets reglementiert werden, da sonst ein Liebesentzug durch den Partner droht.
So wächst ein Atmosphäre der Unsicherheit, Angst und Instabilität, das eigene Urteils- und Erinnerungsvermögens wird fortwährend unter Druck gesetzt und entfremdet sich. Durch die bewusste Manipulation von Gefühlen und das Erschaffen einer emotionalen Abhängigkeit kann der betroffene Partner jedoch die toxische Beziehung nicht ohne weiteres verlassen. Auf diese Weise bilden sich immer mehr die Belastungsstörungen aus, besonders, wenn zu der emotionalen Misshandlung noch physische Gewalt dazukommt.
Wie kann eine die posttraumatische Belastungsstörung behandelt werden?
Um eine effektive Aufarbeitung des Traumas oder der Traumata zu erreichen, ist eine psychotherapeutische Behandlung in jedem Fall notwendig. In längerfristigen Behandlungszyklen, die mindestens 6 Monate umfassen, wird durch Gesprächs– und Verhaltenstherapie die Wurzel des Traumas betrachtet. Gemeinsam mit dem Therapeuten erarbeiten die Patienten Lösungsmuster und ihrer Situation angemessene Methoden, mit denen sie die Trauma Symptome wie Panikattacken, Flashbacks oder sich ankündigende Trigger im Alltag zunehmend alleine bewältigen können.
Ergänzend kann eine zusätzliche Behandlung durch Medikamente – vor allem im Zusammenspiel mit einer Depression oder profunden Angststörung – in Erwägung gezogen werden. Dieser Schritt muss jedoch individuell betrachtet werden, um mögliche Wechselwirkungen – etwa bei einer Abhängigkeit von Medikamenten oder Opiaten – auszuschließen.
Wie wichtig ist die Trennung von dem toxischen Partner und der spätere Umgang mit ihm für eine Aufarbeitung?
Für eine erfolgreiche Behandlung der Posttraumatische Belastungsstörungen in toxischen Beziehungen (PTBS) ist der Abstand zu dem toxischen Partner die unbedingte Voraussetzung. Der Erfolg einer Therapie ist gefährdet, solange sich der oder die Betroffene noch in dem destruktiven Umfeld befinden und Manipulationen durch den Partner sowie emotionalem Missbrauch ausgesetzt sind.
Oft versucht ein toxischer Partner den Erfolg einer therapeutischen Behandlung bewusst zu boykottieren, um die emotionalen Abhängigkeitsverhältnisse zu bewahren und den Partner so an sich zu binden. Daher ist die Distanzierung in Bezug auf Raum und Gefühle der einzige Weg, um sich dem „schleichenden Gift“ zu entziehen, das eine toxische Beziehung auf seelischer Ebene darstellt. So können Betroffene ihre traumatischen Erfahrungen aufarbeiten, das beeinträchtigte Selbstbewusstsein aufbauen wieder lernen, ihrer Intuition zu vertrauen.
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